Jeffs OBD-2 Adapter für unter 15,- Euro
Inhalt
Einführung
Bauteile für den Adapter
Platine anfertigen
Platine bestücken
Funktionstest
Tuning
Fazit
Einführung
Inzwischen habe ich ein eigenes KW 1281 Interface entwickelt, welches meiner Meinung nach der Schaltung von Jeff vorzuziehen ist.
Bevor es losgeht sei noch einmal darauf hingewiesen, daß mit dieser Schaltung primär Fahrzeuge aus dem VAG-Konzern untersucht werden können und sie im wesentlichen für die Software Freeware WBH-Diag oder das kostenpflichtige VAG-COM gedacht ist.
Auf zahlreichen Webseiten findet man Diskussionen über Jeffs minimalistische Schaltung. Es soll zu Problemen bei der Zuverlässigkeit kommen etc. Außerdem gibt es wohl auch ODB-2 Anschlüsse im Auto, bei denen die L-Leitung an Pin 15 eine zweite K-Leitung sein soll. So ganz kann ich das nicht nachvollziehen, wann und warum das der Fall sein soll.
Außerdem wird gerne über die billigen und angeblich schwer beschaffbaren Optokoppler, die zudem außerhalb der zulässigen Spezifikation betrieben werden, und die unprofessionellen OBD-Stecker gewettert. Interessanterweise gerne von Leuten, die Ihre eigene - viel bessere - Schaltung verkaufen wollen.
Ich habe die Schaltung an meinem T4 (Bj. 2001) und an einem Sharan (Bj. 200?) erfolgreich betrieben.
Die Beschaffungsprobleme kann ich in keiner Weise nachvollziehen. Das ein Stecker wie der hier vorgestellte nicht professionell ist, wird auch gar nicht bezweifelt, doch muß er das denn sein? Und auf die richtige Polung beim Einstecken muß man halt achten - jemand, der die Schaltung nachbauen kann, wird das wohl hinkriegen.
Aber es gibt natürlich weitere Schaltplanentwürfe und der geneigte Bastler kann sich selber ein Bild machen. Von Lösungen, die völlig ohne Trennung zwischen Bordelektronik und PC auskommen und beide Seiten mehr oder weniger direkt über Transitoren verbinden, rate ich dringend ab, da man sich hier schnell Bordcomputer oder PC-Schnittstelle zerstören kann - das reinste Lotteriespiel.
Bauteile für den Adapter
Die Adapterplatine stammt von Jeff Noxon. Auf seiner Webseite steht alles, was man wissen muß. Nur manchmal etwas sehr kurz, wenn man nicht gerade täglich lötet. Also Schritt für Schritt:
Auf der Seite finden Sie sowohl das Platinenlayout, als auch eine schematische Zeichnung als PDF. Anhand des Board-Layouts fertigen wir eine Leiterplatte an. Auch dazu hat Jeff eine kurze Anleitung geschrieben, die ich sehr interessant fand, weil der Leiterplan auf die Leiterplatte gebügelt wird. Doch dazu später noch. Zuerst shoppen gehen:
Anzahl |
Bezeichnung |
Bestell-Nr. |
Preis |
Anmerkung |
3 |
PS2501-1 Optokoppler |
|
€ 1,00 |
Den gibt's nicht bei Conrad. Den Ersatztyp SFH615-A2 nur auf Bestellung (#153780). Also zu Segor (hach habe ich es als Berliner gut) |
2 |
2N3904 Transistoren |
163350 |
€ 0,28 |
|
2 |
1N4004 Dioden |
162248 |
€ 0,08 |
|
6 |
1,0 kOhm 1/4W Widerstand |
403253 |
€ 0,10 |
braun|schwarz|rot |
1 |
1,5 kOhm 1/4W Widerstand |
403270 |
€ 0,10 |
braun|grün|rot |
1 |
10 kOhm 1/4W Widerstand |
403377 |
€ 0,10 |
braun|schwarz|orange |
1 |
150 kOhm 1/4W Widerstand |
403512 |
€ 0,10 |
braun|grün|gelb |
1 |
1 µF 50V Kondensator (Elko) |
460460 |
€ 0,12 |
Der Minuspol ist markiert und muß "nach oben" wenn die Leiterplatte wie abgebildet vor einem liegt |
1 |
Sub-D-Buchse 9 pol. |
742082 |
€ 1,02 |
Ggf. noch ein passendes Steckergehäuse dazu nehmen, wenn es etwas professioneller aussehen soll |
Bis hierhin deckt sich die Liste weitestgehend mit der von Jeff, nur daß wir uns die Sub-D-Stecker für die Printmontage auf der Leiterplatte sparen und nachher dort die Kabel der Stecker zum Laptop und zur OBD-2-Buchse direkt anlöten. Bei dem Billigprojekt können wir auf abnehmbare Kabel verzichten. Wir brauchen ggf. noch ein paar Sachen, wenn die Bastelkiste das nicht hergibt:
Anzahl |
Bezeichnung |
Bestell-Nr. |
Preis |
Anmerkung |
1 |
Kabel 5adrig |
261874 |
€ 0,99 |
Irgendwas. Hier 6adriges Telefonkabel. Kann auch Flachbandkabel sein etc. Die Länge ist nach belieben. Wir brauchen ein Kabel vom OBD-2 Stecker zum Adapter und eins dann zum Laptop. Ich will natürlich im Bus hinten am Tisch sitzend mein Motormanagement kontrollieren, also jeweils ca. 1,5m |
1 |
Kunststoffgehäuse |
520993 |
€ 1,43 |
|
1 |
Kunststoffschale ca. 1/2 Liter |
|
ca. € 2,00 |
Kann auch Glas sein. Kein Metall. Und nie wieder für Lebensmittel benutzen. |
1 |
Eisen-III-Chlorid Beutel 250g |
528722 |
€ 1,38 |
Zum Rühren beim Ätzen wird ein Plastikrührer benutzt. Vielleicht eine Plastikgabel von der letzten Grillparty? |
1 |
Leiterplatte einseitig, unbesch. |
528307 |
€ 0,74 |
Passend für das Projekt + den OBD-2 Stecker: 50x100 |
1 |
Material |
|
|
Eine kleine Handbohrmaschine Dremel o. ä., 1,0 mm und 1,2 mm Bohrer, Lötkolben, Lötzinn, ggf. feinen Permanentmarker für Overheadfolien (wasserfest) Staedtler Lumocolor permanent o. ä. |
Platine anfertigen
Info: Ich habe mein Angebot um einen umfangreichen Artikel zur Platinenherstellung erweitert.
Jeff beschreibt auf seiner Seite bei den FAQs eine interessante Methode, wie man das Leiterbahnbild auf die Leiterplatte überträgt. Dabei bügelt er das mit einem Laserdrucker auf eine Folie gedruckte Layout auf die Kupferschicht. Meine letzten Ätzerfahrungen liegen zig Jahre zurück und die Technik wollte ich gleich mal testen. Im Prinzip funktioniert das Verfahren, doch ist das Leiterbahnbild bei mir anschließend nicht deckend genug gewesen. Macht aber nichts, denn auf der Kupferschicht konnte ich die Leiterbahnen erkennen und dann habe ich die Bahnen einfach von Hand mit einem Permanentmarker (Edding, den oben genannten Staedtler o. ä.) nachgezogen. Wichtig ist dabei nur, daß die Farbe deckend aufgetragen wird. Die eigentliche Farbe ist egal, denn es geht nur darum, einen Schutzfilm aufzubringen, an dem das Ätzbad später nicht die Leiterbahnen angreifen kann.
Da die Leiterplatte noch genügen Platz bietet, bringen wir in einer Ecke noch die Lötaugen für den OBD-2 Stecker gemäß der oben abgebildeten Vorlage an. So ätzen wir beide Platinen in einem Arbeitsgang und sägen anschießend die Leiterplatte in zwei Teile.
So, jetzt kommt der toxische Teil: Zuerst einmal entledigen wir uns aller Klamotten und ziehen uns was an, womit wir sonst auch am Auto basteln oder malern, denn Eisen-III-Chlorid Flecken sind häßlich und lassen sich nicht entfernen. Das Zeug auch nicht in die Augen reiben und nicht zu tief einatmen! Den Tisch gut mit Zeitungspapier abdecken und dann heißes Wasser (ca. 40-60°C) in die Plastikschüssel geben. Etwa die gleiche Gewichtsmenge Eisen-III-Chlorid hinzugeben und mit dem Plastikrührer auflösen.
Die Leiterplatte mit der Kupferseite nach oben in das Bad legen und jetzt die ganze Zeit das Bad leicht bewegen, bis sämtliche Kupferflächen weggeätzt wurden und nur noch die markierten Leiterbahnen übrig sind. Das dauert ca. 15 Minuten. Am Anfang verfärbt sich das Kupfer rosafarben, was oft dazu führt, daß man denkt, das war's schon, doch erst wenn man die Expoxydschicht des Trägermaterials durchscheinen sieht, ist das Kupfer weg. Die Ablösung beginnt immer vom Rand her und arbeitet sich dann zur Mitte vor.
Anschließend die Platine gründlich mit Wasser abspülen und die Schutzschicht über den Leiterbahnen mit Nagellackentferner o. ä. entfernen bis die blanken Kupferbahnen sichtbar sind.
Da bei der Vorlage von Jeff die Lötpunkte keine Augen haben, sondern geschlossen sind, fällt das Bohren der Löcher schwer, da der Bohrer auf den Kupferbahnen hin und her rutscht, wenn man keinen Bohrständer besitzt und mit der Hand bohrt. Da hilft es, wenn Sie mit einem spitzen kleinen Nagel alle Bohrlöcher vorsichtig mit einem sanften Hammerschlag ankörnen. Anschließend alle Löcher mit einem 1mm Bohrer bohren.
Platine bestücken
Jetzt wird die Platine gemäß dem Bestückungsplan auf Jeffs Webseite bestückt (R8 ist dort fälschlicherweise mit 140 K statt 150 K angegeben). Wenn Sie kein Lötprofi sind, achten Sie darauf, die Bauteile nicht zu überhitzen. Lieber Pausen einlegen und immer nur ein Beinchen anlöten und dann vielleicht erst ein anderes Bauteil einlöten. Fangen Sie mit den Widerständen an, dann die Dioden, bei denen Sie auf die Ausrichtung achten müssen, ebenso beim Kondensator und den Transistoren. Die ICs zum Schluß. Achten Sie auch hier auf die kleine Markierung in Form eines Punktes oder einer Kerbe.
Gemäß der schematischen Zeichnung werden die Kabel für die Stecker angelötet. Da wir keine Sub-D-Buchsen für die Printmontage einsetzen, werden die Kabel direkt eingelötet. Für die Computerseite werden die Lötpunkte 1:1 mit den gleichbenannten Kontakten der neunpoligen Sub-D-Buchse verbunden. Die Abbildung zeigt, wie die Lötstellen auf der linken Seite numeriert sind. An der Buchse sind die Kontakte ebenfalls gekennzeichnet. Der OBD-2 Stecker wird gemäß der Legende in der schematischen Zeichnung angeschlossen (1->4, 4->7, 8->15, 9->16). Da wir 4 und 5 am Stecker verbunden haben, brauchen wir nur die eine Leitung von Punkt 1 der Platine zu Pin 4.
Ein Klecks Heißkleber sorgt für die notwendige Zugentlastung der Kabel, so daß diese nicht mir der Zeit ausreißen. Nach dem Funktionstest kann dann die Platine mit zwei weiteren Heißkleberklecksen im Gehäuse befestigt werden.
Funktionstest
Showtime! Ab auf die Straße. Abdeckung zur OBD-2 Buchse öffnen und den selbstgebastelten Stecker vorsichtig einschieben bis etwa die Augen der Lötösen verschwunden sind. Anschließend die Sub-D-Buchse in den COM-Port des Laptops stecken. Laptop hochfahren. VAG-COM starten. Zündung einschalten. Fahrzeug per Autoscan erkennen lassen. Wenn alles klappt, dann werden die Fahrzeugkenndaten aufgelistet etc. und nun kann es losgehen und der Boardcomputer ist uns ausgeliefert (wahnsinnig interessant: noch 31 Liter Tankinhalt und die Zentralverriegelung steht auf offen).
Die Abbildung zeigt zum Beispiel die Motordrehzahl (1) bei der sich exakt die Schaltvorgänge ablesen lassen, die steigende Geschwindigkeit bis auf ca. 160 km/h (2) und den Ladedruck des Turbos (3), der rapide abfällt, als der Wagen ausrollt. Mit diesen Daten können Sie dann beispielsweise selber überprüfen, ob der Turbolader in Ordnung ist, da er in jedem Gang einen konstanten Druck aufbaut und diesen auch während der Beschleunigung hält.
Auf der Webseite von openobd und MFT findet man einige Beispiele zu den Einstellmöglichkeiten für gängige Fahrzeuge. Beispielsweise um für meinen T4 TDI Bj. 2001 mit LongLife und flexibler Anzeige das Serviceintervall zurückzusetzen (auch mal bei T5 schauen, da stehen teilw. mehr Angaben, die aber auch für T4 gelten):
Für diese Anpassung ist aber die Freeware WBH-Diag oder die Vollversion von VAG-COM notwendig. Gerät 17H (Kombiinstrument) in VAG-COM auswählen und zur Funktion 10H (Anpassung) wechseln. Dann folgende Werte einstellen, um nach einem Ölwechseln das Serviceintervall zurückzusetzen:
Kanal |
Bedeutung |
Wert |
02 |
1 = Service fällig, 0 = Service fertig
Nur durch das Zurücksetzen der Anzeige in Kanal 02 wird automatisch ein fester Serviceintervall gesetzt. (Ölwechsel 15.000km, Inspektion 30.000km und 12 Monate). Für eine flexible Serviceintervallanzeige müssen auch die folgenden Kanäle angepaßt werden. |
0 |
43 |
max. Entfernung bis zum nächsten Ölwechsel [in 1.000 km-Schritten] |
50 |
44 |
max. Zeit bis zum nächsten Ölwechsel (24 Monate) [in Tagen] |
720 |
45 |
Ölqualität. Öl nach VW Spezifikation 506.00 verwendet |
4 |
Weitere interessante Werte dort sind:
Kanal |
Bedeutung |
40 |
Gefahrene Wegstrecke seit letztem Service [in 100 km-Schritten]. Muß auf 0 gesetzt werden, wenn der Service gemacht wurde. |
41 |
Zeit seit letztem Service in Tagen. Muß auf 0 gesetzt werden, wenn der Service gemacht wurde. |
42 |
Minimale km-Fahrleistung [in 1.000 km-Schritten]. Muß auf 15 gesetzt werden, wenn der Service gemacht wurde. |
46 |
Gesamtverbrauchsmenge (nur Benzin), Rechenwert für die Serviceanzeige |
47 |
Rußeintrag (nur Diesel), Rechenwert für die Serviceanzeige |
48 |
thermische Belastung (nur Diesel), Rechenwert für die Serviceanzeige |
Tuning
Immer wieder ist die Begehrlichkeit groß, per OBD auch Motortuning vorzunehmen. Also ohne Chip oder Blackbox mehr Leistung herauszuholen. Ich halte davon nichts und rate ab! Ohne Motorprüfstand kann man keine qualifizierte Aussage über die Leistungssteigerung bei einhergehender Abgas- und Antriebsbelastung etc. machen. Bei Ross-Tech findet man eine kurze Info, wie man u. a. die Leerlaufdrehzahl und die Einspritzmenge anpassen kann, wozu der Login Code 12233 benötigt wird.
Fazit
Nicht nur, daß es nach langer Abstinenz mal wieder Spaß gemacht hat, den Lötkolben anzuheizen und mit Chemie zu spielen. Nein, das Projekt funktioniert auch noch wie erhofft und wir haben eine Menge Geld gespart: Für € 14,63 Bauteile und Verbrauchsmaterial hätten wir sonst nicht einmal einen OBD-2 Stecker bekommen. Selbst wenn man noch € 15,- mehr ausgibt, um sich einen billigen Handbohrer, Plastikschale usw. zu kaufen, bleibt man unter den üblichen Preisen für einen Adapter. Und ab sofort müssen wir nicht mehr darauf vertrauen, daß beim Service in der Werkstatt alles so gemacht wird, wie wir es uns vorstellen, sondern erledigen den Ölwechsel lieber selber. Das kostet entschieden weniger.
Viel Spaß!
Zum Abschluß möchte ich noch darauf hinweisen, daß ich (wie auch Jeff) keinerlei Hilfen und Auskünfte zu dem Projekt per Email beantworte. Nutze das
Diskussionsforum!